Welche Bedeutung hat Schlaf für den Hund?

In unserer Gesellschaft geht es heute eher um das „Höher, Schneller, Weiter“, als um das entspannte „Sein“. Oftmals leben wir dies unseren Hunden vor, indem wir mit genau dieser Vorstellung des „Höher, Schneller, Weiter“ an die Auslastung unserer Hunde gehen. Dies führt nicht selten dazu, dass die Hunde immer hibbeliger und gestresster werden.

Wären unsere Hunde nicht glücklicher, wenn sie auch einfach einmal mit uns auf der Couch liegen könnten? Doch wie viel Schlaf benötigt ein Hund und was passiert im Schlaf überhaupt?

Wie schlafen Hunde?

Dass Hunde genau wie Menschen schlafen müssen, um gesund zu bleiben, ist kein Geheimnis. Doch wusstest du, dass Hunde nicht nur mehr, sondern auch anders schlafen als wir? Im Gegensatz zum Menschen kann ein Hund innerhalb von Sekunden einschlafen, ist aber bei einem unbekannten Geräusch genauso rasch wieder hellwach. Auch träumen sie intensiver und ihre Schlafphasen wechseln sich rascher ab. Die Schlafphasen selbst, bestehen wie bei uns Menschen aus der Leicht-, Tief-, Traumschlaf- und Aufwachphase.

Wie lange soll ein Hund am Tag schlafen?

Die Antwort in unserem für unsere Hunde sehr hektischen Alltag ist: soviel und so ungestört wie möglich. Dem natürlichen Rhythmus folgend würde ein erwachsener Hund zwischen 12 und 20 Stunden am Tag ruhen, dösen und schlafen. Der Welpe braucht noch mehr Ruhe und sollte bis zu 22 Stunden die Gelegenheit haben, sich zu entspannen und zu schlafen.

Unsere vierbeinigen Partner gewöhnen sich an unseren Schlaf-Wachrhythmus und haben sich im Laufe der Domestikation immer mehr an uns angepasst. Tagsüber sind Hunde wach und einsatzbereit, immer um ihre Familie herum. Der Hund verdrängt seinen Schlaf, um sich uns anzupassen bzw. zeigt nur kurze/mittlere Längen der Schlafphasen. Nachts hingegen zeigen einige Hunde mittlerweile sehr lange Schlafphasen ähnlich der Phasen der Menschen.

Wie sehen Hinweise auf Schlafmangel aus?

Schlafmangel macht Hunde krank. Es entsteht unter anderem ein Mangel an Wachstumshormonen, die der Körper für das Zellenwachstum benötigt. Dadurch erholt sich der Hund nach Anstrengungen schlechter und altert rascher. Das Immunsystem wird schwächer, wodurch der Hund häufiger akut oder chronisch erkrankt. Die Lebenserwartung wird verkürzt. Der Hund ist zudem schlechter gelaunt, seine Stimmung verändert sich und es kann sich vermehrt unkonzentriertes Verhalten zeigen.

Wie beim Menschen brauchen einige Hunde mehr Schlaf, andere weniger. Daher ist es unterschiedlich, wie lange ein Hund am Tag schlafen soll. Hunde, die Jahre lang gewohnt waren, sich dem Rhythmus des Menschen anzupassen, schlafen chronisch zu wenig. Diesen Hunden muss das ausreichende Schlafen beigebracht werden.

Wenn du deinen Hund beobachtest, wirst du mit der Zeit seine Signale kennenlernen, an denen du siehst, dass er zu wenig geschlafen hat. Mögliche Merkmale sind: Dein Hund knurrt grundlos andere Hunde oder sogar Gegenstände an, er ist launisch, hat keine Lust mitzuarbeiten, liegt auf dem Platz, aber schaut wach und unzufrieden aus, zeigt im Laufe des Tages oder abends vor dem Schlafengehen erhöhte Stresssignale, ist übererregt und legt sich nur selten hin.

Bitte nicht wecken! - die Schlafphasen beim Hund

Wird der Hund ständig geweckt, unterbricht dies wiederholt die Schlafphasen, in denen er sich gerade befindet. Der Hund benötigt ein Durchlaufen aller Schlafphasen, um sich zu erholen und um die Eindrücke der wachen Zeit zu verarbeiten.

Die wichtigste Schlafphase beim Hund für die Erholung stellt der Tiefschlaf dar. Dieser ist störanfällig und kann erst nach einer gewissen Schlafdauer beim Hund eintreten. Lärm, starke Gerüche, Erkrankungen oder Aufregung vor dem Schlafengehen führen zu reduzierten Tiefschlafphasen. Besonders Erkrankungen, die mit Atemnot, Husten, Schmerzen oder Juckreiz einhergehen, aber auch Schilddrüsenfehlfunktionen führen zu einer verminderten Schlafqualität und reduzieren die Schlafdauer beim Hund.

Aufregung am Tag erhöht den Stresspegel des Hundes. Kann er diesen Stress nur ungenügend abbauen, wird der Schlaf beeinträchtigt. Hunde bauen Stress unter anderem durch Lecken, Kauen und Kratzen ab. Kratzt dein Hund vor dem Schlafengehen heftig auf der Decke oder leckt er sich übermäßig lange die Pfoten, ist dies ein Versuch, sich selbst zu beruhigen. Aufregung am Tag muss im Traum verarbeitet werden.

Im Falle von einer Erkrankung oder übermäßiger Aufregung sollte die Ursache beseitigt oder gelindert werden, damit der Hund wieder ausreichend tief schlafen kann. Bitte kontaktiere mich, wenn du hierzu weitere Fragen haben solltest.

Hormone die den Schlaf beeinflussen

Hormone spielen bei der Regulierung des Schlafs eine große Rolle. Melatonin, Cortisol und Serotonin sind die wichtigsten Hormone, die beim Hund den Schlaf beeinflussen.

Melatonin steuert das Schlafverhalten. Wichtig hierfür ist das Erleben des natürlichen Tagesrhythmus, da die Ausschüttung von Melatonin von den Lichtgegebenheiten abhängen. Normalerweise steigt es abends an. Zu grelles oder blaues Licht kann die Ausschüttung von Melatonin beeinträchtigen. Ist dein Hund ein schlechter Schläfer, mach tagsüber Spaziergänge im hellen Tageslicht und reduziere abends die Beleuchtung.

Cortisol ist ein Stresshormon, das den Schlaf negativ beeinflusst. Insbesondere Schmerzen oder Überforderung setzen Cortisol frei. Der Gegenspieler ist das Serotonin, das Glückshormon. Bekommt der Hund durch Spiel, Spaß und Anerkennung im Laufe des Tages ausreichend Serotonin, hilft dies abends beim Einschlafen. Auch wenn dein Hund im Bett oder kurz vor dem Zubettgehen von dir aufmerksam gestreichelt oder gekrault wird, nachts mit Körperkontakt bei dir Schlafen kann, kann dies seinen Schlaf positiv beeinflussen.

Schlaf & Ernährung
Dass die Ernährung den Schlaf beeinflusst, weiß jedes Elternteil, das schonmal versucht hat, ein mit Schokolade gefüttertes Kind zum Schlafen zu bewegen. Auch beim Hund hängen Schlaf & Ernährung eng zusammen.

Wird das Futter nicht richtig vertragen, entstehen beim Hund Blähungen, Völlegefühl, Sodbrennen bis hin zu Juckreiz auf der Haut. Dies stört den Tiefschlaf oder weckt den Hund sogar auf. Hier ist es wichtig, dass du darauf achtest, dass dein Hund sein Futter gut verträgt. Übrigens ist morgendliches Schmatzen häufig ein Anzeichen für Sodbrennen!

Auch kann im Bereich der Ernährung kontrolliert werden ob dein Hund mit allen erforderlichen Nährstoffen versorgt ist. Zum Beispiel ist eine ausreichende Versorgung mit bestimmten Aminosäuren (Eiweißen) Grundvoraussetzung, dass dein Hund bestimmte Hormone in ausreichender Menge bilden kann, die den Stressabbau unterstützen.

Mit Deckentraining zur Ruhe
Besonders hilfreich ist es, wenn der Hund gelernt hat, dass er einen sicheren Platz hat, auf dem er in Ruhe schlafen kann. Dies wird durch das Deckentraining erreicht. Der Hund lernt, sich auf der Decke wohlzufühlen. Die Decke, auf die dein Hund trainiert werden soll, sollte zu Beginn nur für das Training hervorgeholt werden.

Es gibt unterschiedliche Herangehensweisen beim Deckentraining. Zum Beispiel kannst du anfangs jeden Blick und jede Bewegung in Richtung Decke belohnen. Die Schwierigkeit wird gesteigert, es wird erst belohnt, wenn sich der Hund auf die Decke stellt, setzt oder legt. Sobald der Hund sich aus freien Stücken auf die Decke legt, belohnst du es. Nun gilt es, die Dauer zu erhöhen. Dafür drehst du dich vom Hund weg und erhöhst langsam die Dauer. Zum Belohnen das Leckerchen direkt vor die Schnauze legen, damit er sich nicht erheben muss! Achte darauf, dass die Belohnung nicht zu viel Unruhe in die Übung bringt.

Das Ziel ist, dass der Hund entspannt liegenbleibt und dir beim Weggehen nicht aus dem Raum folgt. So findet der Hund mit dem Deckentraining zur Ruhe. Natürlich gibt es auch andere Wege dem mit dem Hund Deckentraining durchzuführen. Gerne kannst du mich kontaktieren, damit ich dir etwaige Fragen beantworten kann.

Hilfreiche Rituale vor dem Schlafen für den Hund

Hunde sind Gewohnheitstiere. Ein fester Tagesablauf für den Hund und Rituale helfen ihnen, sich in einer Situation und in ihrem Tagesablauf zurechtzufinden. Rituale geben dem Hund Sicherheit. Er weiß, auf was er sich einstellen kann. Ängstliche oder nervöse Hunde profitieren am meisten von solchen Ritualen. Da sie helfen, Stress zu reduzieren, kann auch die Schlafqualität durch einen entsprechenden Tagesablauf gefördert werden:
Ein entspannendes Ritual vor dem Schlafengehen ist das massierende Streicheln. Nimm dir dafür vor dem Schlafengehen 5 – 10 Minuten Zeit. Streichle ihn zuerst am Brustkorb. Kraule seinen Hals und seine Ohren, massiere diese sanft. Streiche dann über Nacken und Schultern und massiere mit minimalem Druck die großen Schultermuskeln, die rechts und links neben der Wirbelsäule verlaufen. Dabei atmest du ruhig und tief ein und aus, um deinen Hund deine eigene Entspannung zu signalisieren. Massiere nun sanft die Muskulatur der Schenkel und der Schultern, bis dein Hund sich merklich entspannt. Achte dabei auf die individuellen Vorlieben, mag es dein Hund an einer bestimmten Stelle nicht gerne angefasst zu werden, dann lasse diese aus oder nimm eine andere Stelle, die er genießen kann.
Hunde bekommen unsere eigenen Rituale mit. Zähneputzen, Schlafanzug anziehen und ähnliche Abendrituale signalisieren dem Hund, dass du schlafen gehen wirst. Deinem Hund hilft es, sich auf deine Rituale verlassen zu können. Daher ist es gut, abends die etablierte Routine einzuhalten. So klein es erscheinen mag, die eigene Routine beizubehalten: Dies sind ebenfalls hilfreiche Rituale vor dem Schlafen.
Der Abend ist Ruhezeit. Es sollten keine aufregenden, hektischen Spiele mehr gespielt werden. Auch der letzte Abendspaziergang sollte nach Möglichkeit gemütlich und ruhig ablaufen. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um noch Stöckchen zu werfen oder den Hund toben zu lassen.

Und wenn alles nichts hilft?
Steht dein Hund unter ständigem Stress und findet trotz Ritualen, Ernährung und Training nicht zur Ruhe? Dann lohnt es sich einen fachkundigen Hundetrainer deines Vertrauens hinzuzuziehen. Gemeinsam kann eure individuelle Situation genauer beleuchtet werden und ein Weg zu mehr Ruhe und Gelassenheit gefunden werden.

Quellen:

Wissenschaftliche Artikel:

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7401528/ „Sleep Duration and Behaviours: A Descriptive Analysis of a Cohort of Dogs up to 12 Months of Age“

https://www.nature.com/articles/srep41873 „The interrelated effect of sleep and learning in dogs (Canis familiaris); an EEG and behavioural study“

Buch:

Lindner, R. 2010. Was Hunde wirklich wollen. Gräfe & Unzer

15.01.2023 – Es kann keine Verantwortung hinsichtlich Vollständigkeit und Korrektheit übernommen werden. Alle Angaben und genannten Hinweise sind Empfehlungen und müssen individuell geprüft werden.

©4LuckyPaw’s Sabrina Schmuttermair

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